Streit um Segmente, Heatmaps und Patente

Strava verklagt Garmin – Für uns Mountainbiker und Graveler ist die Kombi fast schon Standard: Garmin am Lenker oder auf der Uhr, und die Daten landen automatisch bei Strava. Dort geht dann die Auswertung los – Segmente, Leaderboards, Heatmaps, Trainingseffekte. Ein eingespieltes Duo, das die Szene seit Jahren prägt.
Doch jetzt kracht es: Strava verklagt Garmin – und das nicht wegen Kleinigkeiten, sondern mitten im Herzstück der Funktionen, die viele von uns täglich nutzen.
Worum geht’s?
Strava hat am 30. September 2025 beim US-Bezirksgericht in Colorado eine Klage eingereicht. Der Vorwurf: Garmin verletzt gleich mehrere Strava-Patente. Konkret geht es um:
- Segmente – also diese Streckenabschnitte, auf denen wir uns virtuell batteln und KOM/QOM jagen.
- Heatmaps & Popularitäts-Routing – Karten, die zeigen, welche Routen am häufigsten gefahren werden, und die Navigation danach ausrichten.
- Leaderboards & Vergleichsfunktionen – Mechanismen, die Strava seit Jahren als Alleinstellungsmerkmal nutzt.
Strava fordert:
👉 Garmin soll bestimmte Produkte vom Markt nehmen.
👉 Funktionen wie Segmente oder Heatmap-Routing sollen nicht mehr in Garmin-Geräten laufen.
👉 Zusätzlich will Strava Schadensersatz für entgangene Einnahmen und Rufschädigung.
Wichtig: Strava betont, dass der automatische Upload von Garmin zu Strava weiter funktionieren soll. Die Angst, dass wir unsere Daten nicht mehr rüberschieben können, ist also (erstmal) unbegründet. Strava verklagt Garmin

Der Hintergrund: Vom Partner zum Gegner
2015 hatten Garmin und Strava das sogenannte Master Cooperation Agreement (MCA) abgeschlossen. Damit durfte Garmin gewisse Strava-Funktionen übernehmen, z. B. Live-Segmente. Aber: nur in einem klar definierten Rahmen.
Jetzt wirft Strava Garmin vor, dass sie zu viel übernommen haben. Aus der Sicht von Strava ist Garmin über das Ziel hinausgeschossen: statt „ein bisschen Integration“ hat Garmin angeblich ganze Funktionen kopiert und in Garmin Connect oder auf den Geräten selbst platziert.
Garmin könnte kontern: Einige Features wie Heatmaps gab es bei ihnen schon, bevor Strava die Patente überhaupt eingetragen hatte. Manche gehen zurück bis 2013. Genau darum wird es vor Gericht gehen. Strava verklagt Garmin
Warum jetzt?
Viele spekulieren, dass Strava mehr Schutz und mehr Kontrolle über seine Technologien will. Denkbar ist:
- Monetarisierung & Börsengang: Strava schraubt an seinem Geschäftsmodell und will seine Assets absichern.
- Neue Lizenzverhandlungen: Die Klage könnte Druckmittel sein, um Garmin zu höheren Lizenzgebühren zu bewegen.
- Marktposition sichern: Strava will klarstellen: Segmente & Heatmaps sind ihre USP, nicht Garmins.
Mögliche Folgen
Für Garmin
- Im Worst Case müssen Geräte zurückgezogen oder Funktionen deaktiviert werden.
- Garmin müsste Lizenzgebühren zahlen.
- Oder: Garmin schlägt zurück, fechtet die Patente an und zieht den Prozess in die Länge.
Für Strava
- Gewinnt Strava, haben sie eine stärkere Verhandlungsposition.
- Verliert Strava, könnte es ein Imageproblem geben („zu aggressiv gegen Partner“).
Für uns Nutzer
- Kurzfristig bleibt erstmal alles wie gewohnt: Garmin synchronisiert weiterhin mit Strava.
- Mittelfristig könnte Garmin bestimmte Features kappen – und dann gucken wir dumm aus der Wäsche, wenn auf dem Edge oder der Uhr die beliebten Segmente plötzlich fehlen.
- Alternative Hersteller wie Wahoo oder Apple könnten von der Verunsicherung profitieren.
Persönliche Note: Mein Garmin damals
Strava verklagt Garmin – Ich selbst hatte auch mal einen Garmin. Solides Teil, macht, was es soll. Aber ich erinnere mich auch an die Momente, wo die Synchronisation nicht auf Anhieb lief oder wo die Bedienung im Vergleich zu Strava doch etwas sperrig war.
Was mich bei Garmin überzeugt hat: robuste Hardware, gute Akkulaufzeit, top Navigationsfunktionen.
Was mich bei Strava hält: Community-Aspekt, Segmente, und dieses Gefühl, dass man Teil von etwas Größerem ist.
Und genau da liegt das Problem: Garmin versucht, die Strava-Magie selbst zu bauen. Strava wiederum verteidigt sein Spielfeld. Dass es da irgendwann knallen musste, war fast logisch.
Einschätzung & Ausblick
- Ich glaube nicht, dass Garmin von heute auf morgen Geräte aus den Regalen nimmt. Dafür ist der Markt zu groß.
- Wahrscheinlicher ist, dass beide sich am Ende auf neue Lizenzgebühren einigen – teuer für Garmin, lukrativ für Strava.
- Für uns Nutzer könnte es aber trotzdem Übergangsphasen geben, in denen Features eingeschränkt werden.
Heißt für uns Biker: abwarten, beobachten – und hoffen, dass sich die beiden Riesen einigen. Denn eins ist klar: Garmin ohne Strava wäre ein ziemlicher Rückschritt, und Strava ohne Garmin würde einen Großteil der Community verlieren.
Strava verklagt Garmin
👉 Frage an euch: Wie seht ihr das? Würdet ihr im Zweifel eher bei Garmin bleiben – oder bei Strava?